Diesmal hatten wir einen Gegner direkt aus der Nachbarschaft zu Gast, die Schachfreunde aus Baesweiler, die nur einen Ersatzmann stellen mussten. Wir hingegen waren wie gewohnt nicht in der Grundausstattung besetzt, aber Dank unseres starken Ersatzstammes und der noch zur Verfügung stehenden leistungsfähigen Nachmeldungen durchaus frohen Mutes.
… der bei mir persönlich sogleich zerbröselte. Nehmen wir das mal vorweg, vielleicht vergisst man es im Laufe der Weiterlese:
Da lasse ich mit Schwarz in der französischen Verteidigung doch glatt den obligatorischen Ld7-Zwischenzug aus, bevor ich in der Ld3-Variante den d4-Bauern mit dem Springer nehme. Wenn ihr das nicht kennt, macht auch nichts. Der Zug verhindert im noch trantütigeren Fall, dass die Dame verloren geht. Bei mir war es aber nur der Springer, den ich ab dem 8. Zug weniger hatte. Ja, ich habe noch etwas gekämpft, aber das Ergebnis war von vornherein vorbestimmt. Auf der anderen Seite stieg dadurch mein Vertrauen in die Teamkollegen um das zehnfache, und es wurde nicht enttäuscht.
Da war Dennis, der heute offenbar ziemlich auf Zack war. Mit seiner Dame und seinen Läufern machte er sich an den König ran und setzte durch schräg gelöcherte Bauern – Matt! Die Partie hat mit Sicherheit mehr als nur zwei Sätze verdient, aber mir mangelte es an Observationsgelegenheit.
Gleiches gilt für Annikas Partie, die sich offenbar sehr ausgeglichen gestaltete, bevor sich auf ein Remis geeinigt wurde.
Bei Patrick meine ich das Phänomen der partiellen vertikalen Bauernverschränkung beobachtet zu haben, die am Ende mit je Turm und Läufer für beide Seiten kaum Angriffsfläche bot und ebenso unentschieden endete.
Dann aber wieder setzte Konrad ein Zeichen und feierte mit seinem unverkennbaren Style einen fulminanten Erfolg! Auch dieses Mal setzten nach einer Weile sämtliche Schwerfiguren die Gegenseite unter Druck, wobei Konrad erkennbar das Oberwasser er- und behielt und ungleich schneller und gefährlicher dem anderen König nah kam. Am Ende so nah, dass es näher nicht ging – Matt!
Inzwischen hatte auch ich meine Partie beendet. (Hüstel.) Aber es dauert nicht lange, da kam:
Dietmar, der sich eingangs einer beruhigend positionellen Entwicklung gegenübersah, erarbeitete sich beim dann doch ereignenden Aufbrechen der Stellung einen Bauern und sicherte sich die besseren offensiven Optionen. Das Ende kam dann überraschend schnell, sodass ich wenig zum Ausgang sagen kann. Nur das: Gewonnen!
Auch Andreas winkte mit guten Punkten. Zunächst sah seine Stellung ausgeglichen aus. Beim nächsten Hingucken war sie eher ungemütlich mit drohendem Bauernverlust. Paar Züge später war er hinten eingefallen, der Gegner aber auch. Andreas schien dann effektiver den König unter Druck zu setzen, Mattdrohungen inklusive, während er gleichzeitig die gegnerische Dame scheuchte. An einer Stelle sah es dann auch so aus, als könnte Andreas die Dame tatsächlich gewinnen. So wars dann aber nicht. (Oder doch?) Jedenfalls war plötzlich wieder alles anders und ein Einzelturmendspiel war im Gange – zwar mit einem Bauern weniger, dafür aber mit einem entfernten Freibauern. Am Ende war auch diese Partie Remis.
Mitgezählt? Genau, geschafft! Da brauchte sich Manfred für die Mannschaft keine Sorgen mehr machen, auch wenn er die zu der Zeit in seiner Partie noch hatte. Aber von vorne: Manfred sah sich John gegenüber, der uns als erstklassiger Spieler wohlbekannt ist, spielte er vor zwei Jahren doch noch bei uns in Geilenkirchen. Episode 1: Mit Weiß spielte Manfred ein Damenbauernspiel und John gab einen Bauern, um seine Struktur auf dem Königsflügel intakt zu halten. Episode 2: Manfred öffnete seine Zentrumslinie, während John am Damenflügel vorstieß. Nach einem indirekten Abtausch war Manfreds Bauernstruktur lädiert. Episode 3: Manfred nutzte die im Gegenzug erlangten Optionen, die Türme über die 3. Reihe in Richtung Königsflügel auszurichten. Der Angriff aber wurde abgewehrt und mündete unter Bauernverlust(en) in Episode 4: Das (Einzel-)Turmendspiel. Mit nun einem Bauern weniger befinden wir uns also in der am Anfang des Absatzes geschilderten Situation. Ab da hat es Manfred geschafft, durch gegenseitiges Abholen von Bauern die Stellung so zu konsolidieren, dass lediglich ein gegen zwei Bauern auf dem Königsflügel standen. Am Ende kam John zum Schluss, dass die Partie nicht zu gewinnen ist und man einigte sich Remis.
Auch wenn es sich der Geschichte nach tendenziell eindeutig anhören mag, ganz so klar war es nicht die ganze Zeit über. Aber Fiebern und Mitfiebern gehört dazu und macht die Erleichterung am Ende umso schöner. Vielen Dank an die sympathischen Gäste aus Baesweiler, ganz unabhängig vom Ergebnis!
PS: Auch unsere anderen beiden Mannschaften haben heute gesiegt. Das kann nur eins bedeuten: Es weihnachtet sehr!