Nervenaufreibung par excellence!
Wir wollen aufsteigen. Dazu mussten wir gewinnen, damit uns die Verfolger nicht mehr überholen können. Auch ein Mannschaftsremis hätte uns allen Prognosen zur Folge aus dem Rennen um den Aufstieg geworfen. Ein nachgelagertes Ziel war noch die Brettpunktesammlung. Ein Sieg mit 5,5:2,5 Partien (19:13 Punkten) würde uns an Würselen auf den zweiten Platz vorbeiziehen lassen. Nicht ganz in Vollbesetzung und unter dem Eindruck sehr kurzfristiger Aufstellungsumplanung waren trotzdem allesamt extrem hochmotiviert, sich dem primären Ziel zu unterwerfen.
Was also taten wir?
Andreas hatte eingangs keine Möglichkeiten und suchte aufgrund regen Abtauschs die Entscheidung im Endspiel. Er musste dazu das gegnerische Läuferpaar auflösen und spielte gegen einen schwachen Doppelbauern. Am Ende blieben ungleiche Läufer und seine noch gestellten Fallen blieben unausgelöst, sodass es beim Remis blieb.
Klaus-Peter legte eine solide Eröffnung hin, so auch der Gegenspieler. Schon bald erkannten beide die Klasse des anderen, dabei auch Risiken komplizierter Initiativen, sodass man sich auch hier im Einvernehmen einigte.
Nicht lange dauerte es, bis der Glückspilz des Tages gekürt wurde. Ich verteidigte diesmal mit Caro-Kann und weiß wählte die Abtauschvariante. Das Geschehen verlagerte sich auf den Damenflügel und nach Öffnung der b+c-Linien war ich etwas hungrig und mopste den a3-Bauern, nicht der Gefahren bewusst, die sich im weiteren Verlauf auf mich zu bewegten. In der Tat schien mein Gegner dies alles berechnet zu haben, alle Achtung! Darunter Varianten, zu deren Erkennung ich absolut nicht den nötigen Weitblick hatte. Auf jeden setzte er zur Eroberung meines Springers auf c6 an, der sich aufgrund mangelnder Vorsorge in einer Fesselung befand, die ich wider Erwarten nicht einfach so auflösen konnte. Dazu öffnete er auch die d-Linie und kam mit seiner Dame runter, während einer seiner Türme parat stand, beim unmittelbaren (erfolgsgarantierten!) Mattangriff zu unterstützen. Was aber geschah: Meine Dame stand bereits auf b6. Mein Turm auf a3 wurde beiläufig von seiner Dame angegriffen. Ich “rettete” ihn nach a2, bevor Weiß den Angriff fortsetzte – leider falsch. Im Rausch der Euphorie übersah er, dass ich nun mit meiner Dame auf f2 mit Schach schlagen konnte (und am Ende auf g2 mattgesetzt hätte). Da ging dann aber der Puls – bei beiden!
Ich meine, es war Dennis, der danach drei weitere Punkte einstrich. Sein Gegner hatte sich eine Kombi überlegt, die offenbar nicht aufging. Stattdessen kam Dennis mit einer Leichtfigur mehr dabei raus, auch wenn seine Dame bei einem kurzen Blick zwischenzeitlich minimal bedrängt aussah. Nach dem Damentausch konnte er auch viele weitere Figuren abtauschen, sodass sein Vorteil Bestand hatte und die Partie entschied.
Oh ja, wir liegen mit zwei Partien in Führung!
Reinhard, der sich ultra-kurzfristig als Ersatz zur Verfügung stellte (mit bestem Dank!), war etwas weniger glücklich. Hier war er es, der auf dem Weg zum Ziel irgendwo eine Leichtfigur verlor. Seine Versuche im Damenendspiel noch ein Dauerschach zu erreichen, blieben leider aussichtslos.
Aber dann kam Paul. Offenbar war es eine höchst interessante Partie mit vielen Aspekten. Keine Rochaden, weiß mit gewissen Defiziten bei der Entwicklung der Königsfiguren, dagegen aber auch Pauls offenes Zentrum inkl. nicht optimal sicherem König. Es ergab sich dann aber zum Ende hin ein Doppelturmendspiel zzgl. Springer, bei dem weiß den seinen in einer Fesselung sah. Die Türme wurden dann derart zur Verteidigung so positioniert, dass Paul mit einer Dreifach-Springergabel (auch auf den König) drohte. Das allein war schon entscheidend, allerdings war der Gegner zusätzlich noch in gewissem Zeitmangel und stellte im nächsten Zug einen Turm auf das ungünstigste Feld ever. Futsch!
Nun brauchen wir also nur noch einen halben Punkt. Da rechnete ich ursprünglich schon mit Manfred, der seine Eröffnung routiniert zum Vorteil brachte und bereits die offene b-Linie unter Kontrolle zu haben schien. Dagegen sah ich Annika trotz zwei Bauern für eine Leichtfigur in erheblichem Nachteil. Dem Geschehen freien Lauf lassend ging ich dann auch schonmal an die frische Luft, und da passierten dann auch gewisse Dinge…
Manfreds (mit weiß) sah mit seinem Läuferpaar und Turm immer noch sehr gut aus, auch wenn sich alles unten bei ihm auf dem Damenflügel abspielte. Durch unscheinbare aber effektive Manöver konnte der Gegner gut abtauschen, während Manfred seinen König nicht schnell genug ans Geschehen heranführen konnte. Dennoch bot sich die Perspektive, den dann noch verbliebenen Springer irgendwie einzufangen. Allerdings blieb es bei der Perspektive, stattdessen kam schwarz mit einem Mehrbauern aus der Situation raus. Das Ende?
Währenddessen hat sich Annikas Gegner vehement verrechnet und auf einmal waren seine Türme weg??? Wie auch immer, Annika sah sich nun mit zwei Türmen und Springer gegen vier Leichtfiguren gegenüber, sowie zwei Freibauern auf dem Königsflügel und zwei weitere gegen drei Bauern auf dem Damenflügel, alle jeweils noch hintenliegend. Alsbald gab sie dann wieder einen Turm gegen einen unangenehmen Springer.
Alles in allem zu viel für mich, die frische Luft rief.
Indes konnte Manfred den Bauern zurückerobern und es war in ein reines Bauernendspiel übergegangen, das zum Schluss aufgrund stabiler Opposition unentschieden war – Puh! Geschafft!!!
Parallel dazu bekam Annika nocheinmal die Kraft koordinierter Leichtfiguren zu spüren, sodass sie am Ende aufgrund einer Fesselung die verbliebenen Figuren geben musste, während dem Gegner neben den Bauern ein Läufer blieb. Als dieser Remis anbot, haderte sie noch mit dem Sekundärziel, aber auch ihre erhebliche Bauernmehrheit hätte für einen Sieg nicht ausgereicht. Gute Entscheidung!
Es war spannend, aber wiederum haben wir uns am Saisonende mit einem fulminanten Abschluss belohnt.
Wenn alle Pläne so bleiben, sehen wir uns nächstes mal in der Verbandsliga!