8. Spieltag

Die Saison ist nicht vorbei! Doch nicht!

Mittlerweile wurde im Aachener Schachbrief/März im Bereich Mannschaftsmeisterschaft der Plan für die neue Saison präsentiert, der die Situation als Ausgangslage für diesen Spieltag sozusagen völlig umkrempelte. Da die Bezirksliga (wie auch die anderen Klassen) wieder auf 10 Mannschaften aufgefüllt werden soll, steigen aus der Bezirksklasse gleich bis zu vier Mannschaften auf statt nur bis zu zwei. Vor diesem Hintergrund also sind wir mitnichten raus, wir haben es sogar in der eigenen Hand und müssen lediglich die letzten beiden Runden gewinnen! Einfach gesagt, handelt es sich beim ASV 5 und erst recht bei Würselen 2 doch um starke Favoriten.

Gerade beim ASV 5, der zu Beginn noch einen Mannschaftspunkt vor uns platziert ist, hatten wir uns in der letzten Saison eine ordentliche Klatsche abgeholt, waren seinerzeit allerdings auch sehr ersatzgeschwächt. Auch diesmal mussten wir zwei Nachrücker in Anspruch nehmen, Alfred und Dietmar, die allerdings reicher an Spielerfahrung sind als seinerzeit unsere jugendliche Verstärkung. Aber auch der ASV reiste nicht so stark an, “wie es auf dem Papier steht”, sodass meine Sorgen in der Vorbereitung sich mit Spielbeginn neutralisiert hatten. Also auf in den Kampf!

Dietmar zertrümmerte mit weiß des noch jugendlichen Gegners Königsflügel bereits in der Eröffnung, ohne die Rochade zuzulassen. Hier zahlte sich seine Erfahrung offenbar aus. Trotz der ein oder anderen Gegenwehr war die Position des schwarzen Königs derart geschwächt, dass die Verteidigung bald zusammenbrach und Dietmar triumphierte. So eine Führung gleich am Anfang motiviert!

Alfred, der recht kurzfristig eingesprungen war (vielen Dank!), sah sich einem etablierten Spieler gegenüber. Eingangs sah ich eine ausgeglichene Stellung, aber mit der Zeit machten sich wohl die mehr als 600 DWZ Unterschied bemerkbar. Ich schiebe es eher auf die mangelnde Vorbereitungszeit, dass Fred dies nicht ausgleichen konnte. Trotzdem, ein wichtiger Punkt für den Spielbericht!

Konrad spielte gegen einen Spieler, mit dem in den vergangenen Jahren sonst ich zu tun hatte. Bei mir ist die Bilanz ausgeglichen, und das färbte offenbar ab. Die Partie selbst war wohl sehr heiß und mir tut es Leid, nicht mehr Gelegenheit für eine Observation gehabt zu haben. Am Ende war Konrad rein materiell auf der Siegesstraße, konnte sich bei löchriger Stellung aber nicht mehr vor dem Dauerschach der gegnerischen Dame verstecken.

An dieser Stelle also war das Ergebnis ausgeglichen, aber tatsächlich sah der überwiegende Teil der Partien ziemlich aussichtsreich aus. Manfred z.B. erarbeitete sich einen deutlichen Raumvorteil, setzte die Bauern farblich günstig fest bei gleichfarbigen Läufern, besetzte die einzig freihe b-Linie auf dem Damenflügel mit seinem Turm und sorgte mit seiner Dame auf dem Königsflügel für Aufregung, während Schwarz sich nicht entfalten konnte. Nachdem Manfred dann Dame, Turm und Läufer hinter die gegnerischen Linien gebracht hatte, ergatterte er sich durch eine schöne Kombi (mindestens) den Läufer, was dann auch der Gegner einsah.

Jürgen machte es sich dagegen nocheinmal etwas schwer. Er hatte bereits eine Leichtfigur gewonnen bei nicht erkennbarer Kompensation, aber einige Züge später war es dann nur noch eine Qualität/zwei Springer für einen Turm. Zudem war seine Bauernstruktur für sich gesehen etwas ungünstiger. Allerdings hatte er da noch diesen freihen c-Bauern. Am Ende blieben jeweils nur noch Dame und gleichfarbige Läufer übrig – und (neben anderen) besagter c-Bauer. Jürgens König war sicher, nicht ganz so der schwarze. Dadurch konnte Jürgen den Abtausch der Restfiguren derart forcieren, dass im Anschluss der c-Bauer ungehindert durchgelaufen wäre. Dazu kam es aber nicht mehr.

Gleich darauf remisierte Paul. Er hatte sich im Laufe der Partie etwas schönes überlegt, machte dann aber aufgrund einer drohenden Springergabel einen Rückzieher. Im Nachhinein meint er, hätte es aber trotzdem funktioniert. Aus meinen kurzen Beobachtungen nahm ich lediglich die Türme/Dame-lastige Stellung zur Kenntnis, in welcher der weiße Gegner seine Bauern vorzubringen versuchte. Jener war zu diesem Zeitpunkt sicher etwas im Vorteil, daher war das Remis völlig ok. Insbesondere war damit das Mannschafts-Remis gesichert!

Damit lag es also an Annika und meiner Wenigkeit, beide mit schwarz, mindestens noch ein Remis rauszuholen. Inzwischen setzte auch die Zeitnotphase ein, was die Situation obendrein etwas würzte.

Ich hatte (mal wieder) einen Franzosen auf dem Brett, übliche Durchzugsvariante mit nachher Ld3, wobei aber weiß nach cxd nicht zurückgeschlagen hat, stattdessen Rochade. Faktisch ist das erstmal ein Bauernopfer, was dem weißen auch deutliche Angriffsoptionen beschert. Ganz zu Hause bin ich da tatsächlich nicht und kann lediglich aus den ein oder anderen bitteren Internet-Blitzerfahrungen Schlüsse ziehen. Wie dem auch sei, erst nach Sbd2 habe ich auf c3 weitergeschlagen, was mir die Vorteile für ein Endspiel sichern sollte. Allerdings kommt ja erst das Mittelspiel und das alles geht auf Kosten der schwarzen Entwicklung. Wie üblich sah ich es schon kommen, aber es kam nicht. Nach meiner Meinung verpasste weiß den richtigen Zeitpunkt, direkt mit f4[+g4]+f5 Schwächen zu provozieren und zu versuchen, das Zentrum zu öffnen, schließlich hatte ich noch nicht rochieren können. Stattdessen blieb mir die Zeit, den Rest meiner Figuren zu entwickeln und auf dem Damenflügel etwas Verwirrung zu stiften. Nachdem ich die dann doch noch einsetzende Bauernwelle auf dem Königsflügel brechen konnte, gab weiß einen Turm für meinen Springer. (Ob dies nun gewollt oder ein Einsteller war, haben wir anschließend nicht mehr geklärt, nur dass es ein Fehler war.) Da ich auch sonst recht sicher stand, begann ich, mit der Dame einzufallen. Schließlich aber gewann ich nach dem 35. Zug auf Zeit.

Die Runde also war gesichert. Dadurch war Annika zumindest nicht mehr unter Druck. Naja, doch! Sie hatte im Verlauf eine Springergabel zugelassen und einen Turm für die Qualität gegeben, offenbar aber willentlich, da sie zusätzlich noch zwei Bauern mehr hatte. Nachdem die Zeitnotphase überwunden war, konnte Weiß sich in aller Ruhe einen Plan machen. Annika verblieb ein aktiver Springer und das Läuferpaar, welches allerdings nahezu wirkungslos hinten eingeklemmt war, während der weiße Turm auf Reihe sieben und acht wirken konnte und sein Läufer das Hinterland überwachte. Es war durchaus nicht klar, zumindest nicht einfach, aber am Ende, wiederum langsam in Zeitnot, ließ Annika sich den Springer am Rand fangen mit der sogenannten Läuferglocke (das Wort habe ich grade erfunden), womit jegliche Aussicht gelosigt (auch erfunden) wurde.

Damit sind wir nun also am ASV 5 vorbeigezogen. Zudem hat Übach-Palenberg vermieden, in Lendersdorf zu gewinnen, sodass wir in der Tat zwei Plätze gut gemacht haben und auf dem 3. Platz stehen. Besser hätte es nicht laufen können!