Man soll also die Aufstellung nicht vor dem Spielende verurteilen!
Aufgrund nicht unerheblicher Ausfälle waren wir oben etwas zusammengerückt, hatten dafür Verstärkung von zwei engagierten Ersatzspielern aus unserer Jugend. Realistisch gesehen waren dies nicht die besten Voraussetzungen, im Hinblick auf die Niederlage in der letzten Saison gegen Eilendorf II wären wir (oder ich zumindest) mit einem Unentschieden zufrieden gewesen. Aber auch Eilendorf war lange nicht mit Bestbesetzung angereist, für uns sozusagen Glück im Unglück. Aber das alleine hat uns nicht zum Erfolg geführt!
Nach u.a. Feststellung der neuen Zeitmodalitäten, wir spielen ab dieser Saison “Fischer kurz” (90 min für 40 Züge, Rest 30 min + 30 Sek. Zuschlag pro Zug), starteten wir pünktlich den Mannschaftskampf.
Dennis holte als erster Punkte aus seiner Partie. Er wählte mit weiß die Wiener Partie und mündete nach einem soliden Mittelspiel in ein Turmendspiel, bei dem aber alle Trümpfe in seiner Hand lagen. Mit noch einigen Bauern auf dem Brett, mit einem seiner Türme hinten beim Gegner drin, der andere attackierte von vorne, stellte er des Gegners in die Defensive gezwungene Figuren ziemlich kalt, sodass er am Ende durch zwei Bauerngewinne den Sieg zementierte.
Gleich darauf ereignete sich die Überraschung des Tages! Unser jüngster im Spielfeld, Maximilian, war am 8. Brett so ziemlich an die Wand gespielt worden. Zum Zeitpunkt meiner Beobachtung hatte er so ziemlich alle seine Damenflügelbauern verloren, einen Turm oder mindestens eine Leichtfigur, die Damen waren schon weg, aber auch sein Königsturm war aufgrund fehlender Rochade noch äußerst passiv. Jeder alte Hase hätte aufgegeben. Nicht so Maximilian! Er kämpfte unbeirrt weiter, und plötzlich hieß es Remis!!? Stellungswiederholung! Die Einzelheiten habe ich nicht mitbekommen, der Erzählung nach schaffte es Maximilian, mit seinem letzten Bauern den Gegner so zu drangsalieren und unter Druck zu setzen, dass dieser aus Angst vor einer Damenumwandlung nicht mehr wusste, wie er den – eigentlich immer noch eindeutigen – Gewinnweg einzuschlagen hatte.
Matthias an Brett 7 hatte nicht dieses Glück. Allerdings hat er die Eröffnung meines Erachtens hervorragend gespielt. Meine erste Beobachtung im Mittelspiel war eine durchaus ausgeglichene und trotzdem aussichtsreiche Stellung. Offenbar war der Gegner dann aber routinierter und setzte Matthias einem heftigen Angriff aus, den er nicht überstehen konnte.
Ich selbst habe mit einem Franzosen gegen die Durchzugsvariante verteidigt und wählte gegen a3 den Durchzug c5. Leider war ich etwas ungenau und weiß konnte den Damenflügel schnell öffnen. Trotzdem ich dann durch eine kleine Taktik einen (freien a-)Mehrbauern hatte, der mir im Endspiel eigentlich hätte zu Diensten werden sollen, bekam weiß höchst aktives Spiel mit erheblichen Drohungen, wodurch mir die Rochade versagt blieb und ich höllisch aufpassen musste. Weiß hätte sicherlich noch mehr Möglichkeiten gehabt, die aber auch nicht so einfach zu sehen sind, und begnügte sich damit, gegen diese Bauernmehrheit anzugehen. Am Ende lief es dann auf ein ziemlich eindeutiges Remisturmendspiel hinaus, ich nahm zufrieden das Angebot meines Gegners an.
Annika war sich in Ihrer Partie wohl nicht ganz so sicher. Schon etwas im fortgeschrittenen Stadium schien der gegnerische Springer gegenüber ihrem Läufer bei einer geschlossenen Stellung die Vorteile zu haben. Der hoppelte auch lustig übers Brett, was m.E. aber nicht ausschlaggebend war. Etwas später war plötzlich Annikas Dame weg, der dafür verbliebene Mehrturm brachte es natürlich nicht. Irgendetwas muss da passiert sein…
An dieser Stelle sind wir im Hintertreffen, aber die verbliebenen Partien standen allesamt – mehr mehr als weniger – zu unseren Gunsten.
Konrad spielte wie gewohnt zügig, hingegen seine Gegnerin nahm sich ordentlich Zeit für Ihre Überlegungen. Trotzdem war es Konrad, der just in ihrer bereits einsetzenden Zeitnot zum Angriff blies und die zuvor schon auf dem Königsflügel geschaffenen Schwächen eiskalt auszunutzen begann – mit entsprechendem Ergebnis.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Manfred bereits (ich denke durch Unachtsamkeit des Gegners) einen im Zentrum verirrten Turm gewonnen, und auch die dann pressierenden Leichtfiguren des Gegners waren nur wenig koordiniert und konnten mehr oder weniger einfach “abgeholt” werden. Da sich am Ende keine Perspektive mehr zeigte, gab der Gegner auf.
Damit reicht ein Remis von Andreas, um unseren Mannschaftssieg zu sichern! Der hatte sich, mit weiß, bei kurzen Rochaden und eigener freier f-Linie auf den Königsflügel gestürzt, was der Gegner in gewisser Weise durch eine ungünstige Bauernpositionierung begünstigte. Andreas verhaspelte sich dort aber etwas, so mein Eindruck. Das war nicht besonders tragisch, nur der Angriff führte nicht zum sofortigen Erfolg. Stattdessen hatte er auf seine g-Linie aufzupassen, da diese für die gegnerischen Türme offenstand. Allerdings war auch der schwarze König immer noch nicht sicher und die gegnerischen (isolierten Doppel-)Bauern auf dem Damenflügel waren schwach. Offenbar stellten sich in dieser Phase auch Konzentrationsschwächen beim Gegner ein, vielleicht aufgrund des Drucks, gewinnen zu müssen. Andreas lenkte das Spiel aber aus eigener Kraft in den sicheren Hafen, wehrte sämtliche Drohungen ab und hätte dann das Endspiel sicherlich gewonnen. Der Mannschaftssieg war ihm aber genug und man einigte sich auf Remis.