Wir waren natürlich nicht in der Bestbesetzung, so konnten aber zwei Nachwuchsspieler ihre Erfahrungen in einer höheren Klasse machen.
Alexander war einer davon und seine Partie kam als erste zum Ende. Wir spielten in getrennten Bereichen (Brett 1-4 und 5-8), so dass ich wenig zum Inhalt sagen kann. Ich gehe davon aus, dass seine Motivation trotz Ergebnis ungebrochen bleibt und er uns in Zukunft weiterhin mit seiner Spielkraft unterstützt. Gleiches gilt für Jannes, der, soweit ich es richtig erkannt habe, zunächst eine Leichtfigur einbüßte, dann aber noch wacker kämpfte. Diesmal hat es nicht geklappt, aber da kommen noch so viele Spiele, die man gewinnen kann.
Jürgen war diesmal – auch für ihn – unerwartet schnell fertig. Der Franzose sah für Jürgen mit schwarz oberflächlich ganz gut aus (ein Mehrbauer), entwickelte sich (für meine Begriffe) dann ungewöhnlich scharf. Irgendwie waren in der heißen Phase sämtliche Figuren statistisch gleichmäßig auf dem ganzen Brett verteilt, was die taktischen Möglichkeiten befeuerte. Offenbar litt darunter auch die Übersichtlichkeit, ein Einsteller führte zur sofortigen Aufgabe.
Aus Klaus-Peters Partie nahm ich mit, dass er sich einigermaßen die Kontrolle über die offene C-Linie sicherte und auch sonst mit Läufern Drohungen zum Zentrum aufbaute, bevor plötzlich so ein schlimmer Springer mit seiner Gabel das ganze drehte. Bei Annika dagegen blieb es zunächst gediegen ausgeglichen, bis sich ihre (späte?keine?) Rochade negativ auswirkte. Das tatsächliche Ende konnte ich nicht mitverfolgen…
Wer mitgezählt hat, weiß, die Hand ist voll. Also konnte der Rest entspannt dem Feierabend entgegensehen.
John spielte mit schwarz einen Sizilianer, aber auch hier konnte ich erst später meine Beobachtungen machen. Da war es dann schon ein Turmendspiel mit gefühlt leichten Vorteilen für John (zwei zu drei Bauerninseln). Daher schlug er ein Remisangebot zunächst aus. Es mündete dann allerdings nach Turmabtausch in ein Bauernendspiel mit jeweils zwei verbundenen Freibauern, in dem für beide Seiten nicht mehr drin war.
Ich selbst habe in der Eröffnung mal was versucht, was ich auf YouTube gesehen habe: Als weißer im Sizilianer mit 2. a3. Natürlich kann sich da alles mögliche entwickeln und in diesen 10-Minuten-Filmchen sind natürlich nicht alle Varianten unterzubringen. Aber irgendwie war es lustig, denn die ersten Züge liefen genau nach Plan: 2. … Sc6, 3. b4 cxb4, 4. axb4 Sxb4, 5. c3 SC6, 6.d4 mit dem Ergebnis, dass weiß zwar einen Bauern weniger hat, dafür aber schonmal die volle Kontrolle über das Zentrum, freie Turmlinie, die Möglichkeiten schneller Figurenentwicklung, was dem schwarzen alles fehlt. Das garantiert den Sieg noch lange nicht und die Analyse zeigt im weiteren Verlauf auch durchaus Schwächen in meinem Spiel. Aber auch für den Gegner war es sichtlich nicht einfach. Zwischenzeitlich ist dann viel passiert, hier könnte ich sicher wieder Romane schreiben, daher nur kurz das Ende umrissen: Plötzlich hatte ich einen Freibauern auf C6 (dann c7), der mit Unterstützung meiner Springer unweigerlich hätte umgewandelt werden können, sodass schwarz den Turm (oder mindestens eine Qualität) hätte geben müssen. Soweit kam es dann aber nicht mehr.
Angemerkt sei, dass ich denselben Gegner bereits das letzte Mal gegen den ASV 5 hatte (noch vor Corona), und seinerzeit ebenfalls gegen Sizilianisch mit einer anderen Variante eher dumm aussah. Damals habe ich entweder verloren, oder maximal mit Ach und Krach noch ein Remis halten können. Das nur nebenbei, für mich aber die Bestätigung: Öfter mal was Neues probieren!
Manfreds Partie mit weiß war dann die letzte und ähnlich unglücklich, wie die meisten anderen. Anfangs und im Mittelspiel durchaus dominant konnte er dennoch keine schnelle Entscheidung herbeiführen. Lediglich eine Qualität und die Initiative blieben in der entscheidenden Phase auf seiner Seite. Mit zwei Türmen und Dame gegen Dame, Turm und Springer war es aber absolut nicht klar, denn der Springer stand Bombe im Zentrum, vom Bauern gedeckt und nicht zu vertreiben. Die weißen Bauern des Damenflügel waren eher zerfranst und vertikal angeordnet, was zwar offene Turmlinien bedeutete, aber nur auf schwarze Bauern, die noch einigermaßen leicht zu verteidigen waren. Drohungen gab es allerdings auf beiden Seiten, die Stellung war also durchaus nicht einfach. Der Plan “zum Schluss” war also, den Königsflügel auch noch weiter zu öffnen, damit die Türme ihre Wirkung entfalten konnten. Das gelang auch durchaus, aber auch hier schlug der Fehlerteufel zu, und dann der Springer mit seiner Gabel. Am Ende was es dann ein verlorenes Turmendspiel.
Nicht alles war “schlecht” an diesem Tag. Vor allem für die allgemein lockere Atmosphäre möchte ich mich sehr gerne beim Gastgeber ASV bedanken!
Außerdem waren alle pünktlich am Treffpunkt, auf dem Weg gab es keine Staus, und Parkplätze waren schnell gefunden. :oD
Und trotzdem verrät uns ein Blick auf die Tabelle, dass wir mit dem 3. Platz eigentlich noch ganz gut dastehen. Wir haben also keinerlei Grund, zu verzagen! – Gerrit Boeven