Für unsere Mannschaft war gestern ein Spieltag, den man sich wohl nur schwer besser vorstellen kann. Aus meiner Sicht hat wirklich alles gepasst, wenn man von den krankheitsbedingten Ausfällen absieht. Das aber hat uns offenbar nicht davor bewahrt, uns selbst einen fulminanten Sieg zu gönnen! Allerdings waren auch die Bedingungen für uns nicht ungünstig…
Ich freue mich extrem, dass wir alle pünktlich und mit helfender Hand die Vorbereitungen in der Mensa getroffen haben, denn DJK Aufwärts Aachen III war zeitig angereist. Es war von vorne bis hinten durchweg eine allgemein entspannte (von den gehirnzermarternden Einzelsituationen in den Partien mal abgesehen) und freundliche Atmosphäre. Wie beim letzten Heimspiel gegen Eilendorf war der gesamte Kampf relativ zügig vorüber, die letzte Partie endete noch vor 20 Uhr. Die Vorzeichen waren diesmal aber umgekehrt:
Aufwärts war bei weitem nicht mit der stärksten Aufstellung da. Nach Angaben des MF fehlten die Spieler der ersten vier Bretter, sonst hätte das Resultat ggf. ganz anders ausgesehen. Zu dieser Gelegenheit hat man dann einigen Jugendlichen die Möglichkeit gegeben, sich zu beweisen. Und alle Achtung! Dort wachsen einige sehr begabte Schachspieler heran!
Zu den Partien: Da ich gestern relativ zügig fertig war, habe ich mir einige Notizen machen können. Die kann ich allerdings nicht mehr lesen ^^ Also wie gehabt aus dem Kopf…
Unser Ersatzmann Micha war an 8 als erster fertig. Bis dahin konnte ich nur einmal kurz aufs Brett schauen, was in der Tat nicht schlecht aussah. Daher wunderte mich das Ergebnis nicht. Die schnellen Siege sind oft die schönsten. Toll! Machen wir jetzt öfters. ;D
Auch ich hatte diesmal das Glück, eigene Fehler zu vermeiden – im Gegensatz zu meinem Gegner, der nach Einstellung eines Läufers mit dann auch wenig aussichtsreicher Stellung aufgab.
Konrad hatte einen jungen Gegner. Dieser setzte ihn (unter Verzicht einer Rochade) auf dem Königsflügel ziemlich unter Druck. Wie genau es entstand, konnte ich nicht beobachten, aber ihm stand dazu sogar ein Mehrläufer zur Verfügung und es sah wirklich sehr gefährlich aus. Konrad hingegen hatte in der entscheidenden Phase offene Linien aufs Zentrum und Damenflügel und nutzte diese höchst effektiv. An einer Stellung musste der Gegner sehr lange überlegen, aber ihm fehlte das nötige Tempo, um die Partie zu seinen Gunsten zu entscheiden. Mit Turm und Dame war Konrad sodann in der Lage, am Ende den König derart unter Druck zu setzen und ins Zentrum zu scheuchen, dass der Gegner schließlich aufgab. Bemerkenswerte Partie!
Wenig später entschied John seine Partie gegen einen jugendlichen Spieler für sich. Dieser wählte mit schwarz eine scharfe Bauernopfervariante auf dem Damenflügel, mit der er sich auch auszukennen schien. Dadurch erreichte er zunächst die Initiative, John konnte den Bauern nicht halten und verzichtete auf eine Rochade. Sein Aufbau war allerdings durchaus robust und das Spiel mündete in ein für ihn günstiges Endspiel, Springer gegen Läufer. In der Partie gab es sicher noch mehr Gesichtspunkte, aber entscheidend war wohl, dass John mit seinem König und deutlichem Vorsprung am Damenflügel war, um dort mit seinem Springer gegen einen Läufer die Bauernüberlegenheit des Gegners zu neutralisieren und potenziell umzukehren, ein einzelner b-Freibauer war das Ziel. In der Tat konzentrierte sich das Geschehen dann aber doch wieder hin zum Königsflügel, da es für schwarz nur noch hier Gegenspielchancen gab. Des Gegners Läufer war allerdings nicht optimal stark und nur wenig flexibel. Durch eine wunderbare kleine Kombination endete die Partie dann mit einer Springergabel auf König/Läufer, der ersatzlos verloren ging. Sonst war dann auch nichts mehr drin, der Gegner gab auf.
Treffen der Generationen: Manfred, unser ältester, spielte mit schwarz gegen den jüngsten, 10 Jahre! Dieser saß offenbar auch nicht umsonst an Brett 1, die Partie war durchweg anspruchsvoll und ohne klar erkennbare Vorteile für eine der Seiten. Die Eröffnung mündete in ein Mittelspiel mit isoliertem Damenbauern für schwarz. Wie so oft dreht sich dann alles um den Kampf um diesen, der bisweilen 4fach angegriffen und verteidigt war. Schließlich fiel er, nach einigem Abtausch, allerdings nicht ohne Kompensation, in dem Fall gab weiß den b-Bauern. Einschätzungen besagen, dass Schwarz am Ende den Vorteil hatte, aber der Mannschaftskampf war bereits entschieden, sodass man sich auf Remis einigte. Von dem Jungen wird sicher noch viel zu hören sein!
Annika mit weiß hatte anfangs nach eigenen Angaben eine Schrecksituation, die dem Gegner eine Leichtfigur gegen zwei Bauern beschert hätte. Ausgenutzt hat er es nicht, stattdessen war es später umgekehrt. Ohne Rochade sah sich Annika dann allerdings auf Damenflügel hin zum Zentrum einer bedrohlich wirkenden geschlossenen Bauernfront gegenüber, die schon auf der 5. Reihe stand und durch die Schwerfiguren Unterstützung erfuhren. Diese begann allerdings zu fallen, als schwarz (ohne Not?) den c-Bauern gab. Alsdann konnte Annika all Ihre Figuren aktivieren und das Spiel mündete in ein Endspiel Turm/Springer gegen Turm. Während schließlich alle Bauern auf dem Damenflügel verschwanden und sich der Gegner auf der anderen Seite an Annikas noch verbliebenen isoliert stehenden Bauern zu laben versuchte, setzte sie mit Turm und Springer dessen König auf g8/h8 fest und schummelte sich mit dem König ran. Um das Matt zu verhindern, blieb schwarz dann lediglich die Möglichkeit, sämtliche eigenen Bauern zu geben, während Annika noch einer blieb. Angesichts der düsteren Aussichten gab der Gegner auf.
Während sich bislang noch keine Partie (von mir bemerkt) in Zeitnotphase begab, stand dies aber so langsam bei den beiden verbliebenen Partien an. Ansonsten hatten diese noch das Potential zu einem Abendfüller.
Bei Klaus-Peter mit schwarz gab es auf beiden Seiten ein solides Spiel. Nachdem sich im Mittelspiel so gut wie alles auf die C-Linie und den Damenflügel konzentriert hatte, um (nach meinem Eindruck) ggf. kombinatorisch einen Glücksgriff zu machen oder zumindest die Bauernstruktur für das Endspiel zu optimieren (was KP auch gelang, obwohl die gegnerischen Leichtfiguren m.E. zunächst mehr Möglichkeiten hatten), verlagerte sich auf einmal alles auf den Königsflügel. Weiß sah hier nicht unbegründet gute Gelegenheiten, den schwarzen König “bloßzustellen” und gefährlich zu werden, wenn auch ein Qualitätsopfer nötig war. Allerdings wurde in dieser Phase für Weiß die Zeit knapp, während sich KP noch in Ruhe Gegenmaßnahmen einfallen lassen konnte. Die erwünschte Wirkung blieb daher aus, es gab keinen einfachen oder offensichtlichen Gewinnweg. Für den 40. Zug hatte Weiß dann noch ca. eine Minute und es gipfelte darin, dass er nach Ausführung noch genau eine Sekunde auf der Uhr hatte. Klaus-Peter war dann aber nicht traurig, denn mit genau diesem 40. Zug hat der Gegner einzügig den (Angriffs-)Turm eingestellt – Partieende.
Jürgen spielte mit weiß gegen den in dieser Mannschaft DWZ-stärksten Spieler von Aufwärts (die jüngeren haben noch keine). Damit ist es nicht verwunderlich, dass seine Partie andauerte. Auch hier gab es lange keine klar erkennbaren Vorteile für eine Seite. Die Stellung mündete in eine recht geschlossene Stellung, die partiell z.B. mit aus französisch oder Caro-Kann entstehenden verglichen werden kann, war aber keins von beidem. Zwischenzeitlich würde ich die Stellung wiefolgt beschreiben: schwarz mit langer Rochade, weiße Bauern stehen dort auf Angriff/mehr Raum, allerdings relativ blockiert. Weiß ohne Rochade, isolierter f-Doppelbauer (und iso. h-Bauer), dafür g-Linie frei, hier später auch Türme verdoppelt. Jeweils noch Dame, Türme, ein Springer und ein Läufer. Jürgens schwarzfeldriger ist einigermaßen durch seine Bauern blockiert (allerdings nicht wirkungslos), während der schwarze Springer auf b8 so gut wie eingesperrt ist und viele Züge braucht, um nochmal aktiv werden zu können. Daraus entstehend hat Jürgens Gegner versucht, sich am Königsflügel durch aktives Bauernpushing zu befreien. Hätte er wohl besser lassen sollen, denn ohne das waren die Möglichkeiten von Weiß äußerst beschränkt. Etwas weiter wollte schwarz dann offenbar seinen Läufer initiativ positionieren, um ihn gegen Jürgens zentralen Springer abzutauschen (oder den dahinterliegenden Läufer). Genau dann konnte der Springer aber den (gedeckten) d-Zentrumsbauern schlagen mit gleichzeitigem Angriff auf die Dame (und Läufer auf Läufer). Der Bauer war also weg, der Springer zwar auch, aber auch der gegnerische Läufer. Spätestens hier war es kein Remis mehr. Nach einem Damenabtausch blieben am Ende der immer noch ziemlich inaktive schwarze Springer und Turm -gegen- Turm, Läufer und freistehendem h-Bauern von weiß. Hier hatte sich Jürgen zwischen mehreren (günstigen) Varianten zu entscheiden, und wählte dann den direkten bedrohlichen Bauernvorstoß. Da auch schwarz zwischenzeitlich wenig Zeit auf der Uhr hatte, verlief ihm letztendlich der Fehler, den Springer so zu “aktivieren”, dass Jürgen ihn mit einer Läuferfesselung gewann. Zu Ende!
Ergebnis: Bis auf ein Remis alles gewonnen, sensationell! – Gerrit Boeven