1. Spieltag in der Bezirksliga

Auf in ein neues Abenteuer, damit uns bloß nich langweilig wird.

Der gemeinsame Spieltag hat mir persönlich sehr gut gefallen und auch wenn es nicht jedermanns Sache ist, ich könnte gerne jede Runde so absolvieren. Es strahlt nebenbei ein gewisses kulturelles Flair aus, als würde man ins Theater oder die Oper gehen. Umso schöner ist es, wenn die Organisation entsprechend gemeistert wird, und dafür möchte ich an alle involvierten Funktionären des ASVb, natürlich auch den Helfershelfern, meinen persönlich Dank aussprechen.

Für unsere erste war es der Start in eine neue Liga und wir durften einen Eindruck davon gewinnen, wie es wohl um uns bestellt sein wird am Ende der Saison. Wir wollen ja nun nicht unbedingt aufsteigen, noch weniger aber wieder unten rausrutschen. Mit Kalterherberg hatten wir nicht den stärksten Kontrahenten vor uns. Wir wiederum waren nicht in voller Stärke aufgestellt, was gerade zu Beginn einer Saison als für uns typisch angenommen werden könnte. Trotzdem war alles offen und ich denke, wir waren im allgemeinen in bester Stimmung.

Daran konnte auch unser erstes kleines Malheur nichts ändern. Ein individuell anreisender Spieler konnte seine Anfahrt nicht ins Ziel führen, sodass sein Brett frei blieb und wir einen kampflosen Nullpunkt verzeichnen mussten. Im Nachhinein erleichtert, dass es keine ernsten Gründe hatte, mussten wir bereits mit diesem Nullpunkt kalkulieren. Nicht selten entpuppt sich ein solches Einzelergebnis als Zünglein an der Waage. Aber keine Sorge, da spielte noch die ein oder andere Zunge mit, die das Mannschaftsergebnis beeinflusste.

Ohne Berücksichtigung der Chronologie – ich selbst hatte zwischenzeitlich mein eigenes kleines Happening – gab es relativ zeitgleich folgende vier Ergebnisse:

Andreas führte mit weiß seine Partie zum Sieg. Der Erzählung nach machte sein Gegner bereits im vierten Zug den spielentscheidenden Fehler, während Andreas im sechsten wiederum versäumte, den Sack zu zu machen. Trotzdem war das Ergebnis vorgezeichnet. Schwarz musste einen Einfall auf f7 verkraften und verlor das Recht zu Rochade. Desweiteren hatte weiß freie Läufer- und dann auch freie Turmlinien, um den im Zentrum verbliebenen König gehörig zu bedrohen. Da Ergebnis war daher durchaus verdient.

Annikas Partie war ziemlich undurchsichtig. Das Brett stand gefühlt voll von Figuren und war bei flüchtigen Blicken entsprechend unübersichtlich. Bei der überwiegend geschlossenen Stellung war es daher wohl auch schwierig, den richtigen Plan zu entwickeln. Ob so oder anders, auf beiden Seiten sah man es wohl gegenseitig ähnlich und einigte sich auf Remis. Mit Schwarz gegen einen deutlich besser bewerteten Gegner nicht weniger als erfreulich!

Markus, ebenfalls mit schwarz, hat sehr lange sehr gut gespielt. Andreas saß daneben und kann dies bestätigen. Lediglich Markus Läufer zum Zeitpunkt des Übergangs ins Endspiel etwas schwach. Diesen Umstand galt es zu ändern, allerdings führte die gewählte Lösung nicht zum gewünschten Resultat, stattdessen büßte weitere Bewegungsfähigkeit des Läufers, Bauern und am Ende die Partie ein.

Und dann war da meine Partie, in der ich trotz langer Jahre der Erfahrung Lehrgeld bezahlen musste. Mit weiß gewohnt dilettantisch aber einigermaßen gut aus der sizilianischen Eröffnung gekommen, hatte ich zum entscheidenden Zeitpunkt (fast) alle Vorteile auf meiner Seite. Schwarz hatte auf seine Rochade verzichtet und ich zwei Bauern mehr bei ansonsten je Dame und Läufer. Lediglich meine Zeit war bei noch 10 Zügen bis zur Zeitkontrolle etwas geschrumpft, weshalb ich mit eher wirkungsneutralen Zwischenschachs das Zeitkontingent erweitern wollte. Dabei wurde mir die Missinterpretation der sogenannten “dreimaligen Zugwiederholung” zum Verhängnis. Ich habe nämlich zweimal das selbe Schach gegeben mit “hin und her”. Beim dritten mal wollte ich einen anderen Zug machen. Allerdings ist nicht die Zugwiederholung entscheidend, sondern die “Stellungswiederholung”. Zwar ist im Internet, z.B. auf Wikipedia, auch tatsächlich von “dreimaliger Stellungswiederholung” die Rede, im Prinzip reicht es aber, wenn eine Stellung zum dritten Mal auftritt (also dann ja eher bei der zweiten “Wiederholung”). Es gibt da noch mehr Gesichtspunkte, und man könnte das alles als Erbsenzählerei einschätzen. Aber solche Feinheiten haben durchaus Ihren Sinn, und auch oder gerade, weil solche Fälle eher selten sind, hat der um die Details wissende durchaus die Vorteile auf seiner Seite.
Bei uns lief das aber alles ohne Aufregung und Emotionsexplosionen ab. Wir haben es von der Turnierleitung klären lassen und alles war gut – Remis. Ärgerlich vielleicht – zumindest eine weiteres Zunge (wenn auch keine Kuhzunge), aber am Ende bin ich zufrieden (bevor ich in Zeitnot noch einen Bock geschossen hätte,) und vor allem mit mir selbst im Reinen.

Jetzt waren noch drei Partien offen und die sahen eigentlich garnicht so schlecht aus. Bei 2 Siegen und einem Remis hätten wir es geschafft, die Hoffnung war groß, und oberflächlich sah das auch ziemlich genau so aus.

Da hat der Paul (mit Weiß) den Anfang mit gemacht. Eingangs im Endspiel noch mit einer Qualität im Rückstand, Springer und Läufer gegen Springer und Turm, dafür ein bereits äußert gefährlich fortgeschrittener C-Bauer und ein weiterer nebendran noch etwas weiter hinten. Genau dies führte dazu, dass schwarz den Turm geben musste. Sodann konnte Paul die Bauern auf dem Königsflügel abholen, um den Weg für seinen letzten verbliebenen freizu machen, während der schwarze König am Damenflügel seinen letzten durchbringen wollte. Allerdings waren ja nun Pauls Leichtfiguren in der Überzahl, insbesondere sein Läufer wirkungsvoll, und der schwarze Springer war nicht in der Lage, den Bauern aufzuhalten. Stattdessen manövrierte dieser sich zum Schluss noch in eine Fesselung – Aufgabe. Paul, hervorragend!

Manfreds Partie war dann eher der Kandidat fürs Remis. Mit schwarz nutzte er seine halboffene b-Linie zum Druckmachen, verlagerte dann seine vertikalen Drohungen in horizontale. Derweil mogelte sich die weiße Dame gefährlich ins Zentrum, weshalb Manfred die seine zum Abtausch hinstellen musste, was wiederum einen Turm wieder zum Rückzug zwang. Problematisch war, dass es dadurch eine Druckumkehr gab. Bemerkenswert war, dass der noch (denke) jungendliche Spieler während dieser Phase schon lange zeitlich im Hintertreffen war, trotzdem aber cool blieb und die Situation korrekt auszunutzen wusste. Zur Zugkontrolle war die Stellung dann leider schon entschieden. Nachdem Manfred dann noch einen bereits zweiten Bauern verlor, gab er auf.

Damit war der Mannschaftskampf dann leider schon entschieden, was aber wenigstens unserem Neuzugang den psychischen Druck nahm. Tim ist ein alter Geilenkirchener, der nach jahrzehntelanger Pause vom aktiven Schach bei uns wieder seine erste Turnierpartie bestritt. Soviel kann man sagen: Blamiert hat er sich nicht! Im Gegenteil… Mit Schwarz hatte er mit seinen Schwerfiguren auf dem Damenflügel die deutliche Initiative und war am Drücker. Flankierend mit noch einem Läufer (gegen einen verteidigenden Springer) arbeitete er daran, den rückständigen a- bzw. b-Bauern zu erobern. Das sah schon sehr gut aus, aber wie so oft ist das alles nicht so einfach. Irgendwann kam es dann natürlich zum Abtausch. Zum Schluss blieben die Bauern allerdings zahlenmäßig im Gleichgewicht, wobei Tim mit einem Freibauern auf b und seinem Läufer gegenüber 1:2 Bauern auf dem Königsflügel immer noch gefährlicher da stand. Leider war da ohne Mithilfe des Gegners nichts drin, und die kam auch nicht – Remis.


Für mich heißt das Fazit, dass wir in diese Liga gehören und durchaus konkurrenzfähig sind. Dieser Kampf war weit entfernt von einem chancenlosen Untergang, und hätte die Sonne nur wenig mehr auf unserer Seite geschienen, wäre es leicht anders ausgegangen. Nun werden wir unsere Wunden lecken (mit den bereits erwähnten Zungen) und voller Zuversicht auf die 2. Runde blicken!